„Zeit für Investitionen in unser Gesundheitswesen“
Wir wollen das beste Gesundheitssystem für Österreich
Die Bundesregierung will das Gesundheitssystem kaputtsparen. Wir Ärztinnen und Ärzte aber wollen unseren Patientinnen und Patienten das beste Gesundheitssystem bieten. Leider fehlt das Geld an allen Ecken und Enden.
Das Wichtigste ist vor allem die Zeit, die wir uns als Ärztinnen und Ärzte für die Patientinnen und Patienten nehmen wollen und müssen. Nur im intensiven Gespräch können wir vielen Problemen und Erkrankungen rasch und zügig auf den Grund gehen. Nur durch die einfühlsame Zuwendung können die Patientinnen und Patienten der Ärztin oder dem Arzt vertrauen, und ist das der Fall, erzählen sie uns auch von Ihren Problemen. Leider wird die Zeit des Zuhörens nicht honoriert, und wir können uns diese Zeit dann oftmals leider nicht nehmen.
Genauso wichtig wie die Zeit für die Patientinnen und Patienten sind die Investitionen in Diagnose- wie auch Behandlungsmöglichkeiten. Diese würden nicht nur wesentliche Verbesserungen für die Patientinnen und Patienten bringen, sondern auch dem Gesundheitssystem auf lange Sicht enorme Kosten ersparen. Die Zukunft der Medizin sollte aus drei wichtigen Faktoren bestehen: der Zeit für die Patientinnen und Patienten, den neuesten Diagnose- und Behandlungstechnologien und den neuesten Medikamenten.
Folgende Beispiele sollen aufzeigen, wie Erleichterungen für alle aussehen könnten:
Mit den angeführten Beispielen, die nur einige von vielen sind, möchten wir zu Überlegungen anregen, wie wir gemeinsam das allerbeste Gesundheitssystem etablieren können. Mit gutem Willen, etwas mehr Geld und einem effizienten Einsatz der Mittel wäre dies möglich.
- Die Hausärztin und der Hausarzt sind die erste und wichtigste Anlaufstelle für die Patientinnen und Patienten. Dabei sind sie einerseits Diagnostiker und andererseits managen sie die weiteren Untersuchungen und Behandlungen. Um weiterhin am Zahn der Zeit sein zu können wäre es sinnvoll, wenn von der Hausärztin bzw. dem Hausarzt mehrere Untersuchungen ausgeführt und verrechnet werden können zB Ultraschall, ABI Messungen, Troponin T, D-Dimer, Demenzabklärung, Minimental Test… Dazu würde die Medikamentenabgabe, als neue Dienstleistung, eine massive Verbesserung für die Patientinnen und Patienten darstellen. Das wären zwei Punkte wie die Zukunft der niederschwelligen Familienmedizin gesichert und die Zufriedenheit der Patientinnen und Patienten steigen werden kann.
- „Die Urologin und der Urologe helfen Ihnen bei Blasenfunktionsstörungen wie Harnverlust, Reizblase, Harnverhalt etc.“
Hierbei ist die urodynamische Untersuchung ein wesentliches Hilfsmittel zur genauen Abklärung der Ursachen. Leider wird diese aufgrund des hohen apparativen und zeitlichen Aufwands im Spital fast nicht mehr durchgeführt. In der Praxis könnte dieser Test günstiger und ohne lange Wartezeiten erfolgen. Dies würde für die Patientin oder den Patienten eine erhebliche Erleichterung bedeuten.
Eine faire Bezahlung der urodynamischen Untersuchung durch die Sozialversicherung könnte dies ändern. - Die Aufgabe der Chirurgin und des Chirurgen ist es, die Patientinnen und Patienten unter anderem vor Tumoren zu schützen. Ultraschalluntersuchungen helfen uns dabei, dass Tumoren frühzeitig erkannt und im nächsten Schritt auch behandelt werden können. Diese Untersuchungen haben schon tausenden Menschen das Leben gerettet. Leider werden die Ultraschalluntersuchungen, die vom Chirurgen durchgeführt werden, nicht von der Sozialversicherung bezahlt.
- Die modernen Diagnosezentren der Radiologie setzen hochmoderne ultraschnelle Computertomographen ein. Mit diesen Geräten kann das schlagende Herz bewegungsfrei untersucht werden. Durch das sogenannte „Calcium-Scoring“ kann eine Koronar¬ver¬kalkung des Herzens erkannt werden. Ohne Kontrastmittel kann das Vorhandenseins und das Ausmaßes der verkalkten Plaques in den koronaren Herzgefäßen dargestellt und gemessen werden. Im Falle von Erkrankungen der Herzkranzgefäße kann in weiterer Folge statt dem „Herzkatheder“ eine viel schonendere CT-Herzangiografie durchgeführt werden. Dabei wir über die Armvene Kontrastmittel verabreicht und in 5 Minuten ist die gesamte Untersuchung beendet, der Patient kann sofort nach Hause gehen. Leider werden beide Untersuchungen nicht von der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) bezahlt.
- „Die Internistin bzw. der Internist ist Ihren Erkrankungen auf der Spur.“ Das erste und wichtigste Diagnosetool ist dabei das miteinander Reden. Nur mit ausreichend Gesprächszeit können wir die Patientinnen und Patienten umfassend behandeln. Leider wird die das fachärztliche Gespräch nicht von der Sozialversicherung bezahlt.
Darüber hinaus ist muss die Deckelung der Ultraschalluntersuchungen aufgehoben werden. Nur so können wir unsere Patientinnen und Patienten sorgfältig und effektiv behandeln - Die Neurologinnen und Neurologen behandeln oftmals Patientinnen und Patienten mit seltenen Erkrankungen. Um die Erkrankung zu mildern oder zu heilen, werden oftmals neue und innovative Medikamente verordnet. Diese Therapien sind teilweise sehr teuer. Dabei kommt es zwischen der Sozialversicherung und den Spitalserhaltern oftmals zu Differenzen darüber, wer die Kosten übernimmt. Keine Neurologin und kein Neurologe wird ein Medikament verordnen, wenn dieses nicht notwendig ist. Wir fordern deshalb die Kostenerstattung von Medikamenten zur Behandlung seltener Erkrankungen durch die Sozialversicherung.
- Es ist fast unvorstellbar, aber alle in Österreich mit der Empfängnisverhütung in Zusammenhang stehenden ärztlichen Leistungen beim Frauenarzt werden nicht von der Sozialversicherung gedeckt. Die Untersuchungen und Beratungen sowie die Betreuung schwangerer Frauen sind seit 25 Jahren gleich dotiert. Für die Mutter-Kind-Pass-Untersuchung bekommt die Ärztin oder der Arzt € 18,90 pro Untersuchung; diese ist mit 5 Untersuchungen in der Schwangerschaft gedeckelt.
Krebspatientinnen benötigen eine intensive und besondere Nachbetreuung. Diese wird meist nicht mehr in den Spitälern, sondern von den niedergelassenen Fachärztinnen und Fachärzte durchgeführt. Leider können Frauenärztinnen und Frauenärzte diese wichtigen Nachsorgeuntersuchungen kaum mit der Sozialversicherung abrechnen. - Die Augenärztinnen und Augenärzte schauen auf Ihre Augen. Im Alter treten oftmals Augenerkrankungen auf. Häufige Erkrankungen sind die feuchte altersbedingte Makuladegeneration und das diabetische Makulaödem. Dagegen hilft die Injektion von Medikamenten in den Glaskörper des Auges. Derzeit wird diese Therapie nur in den Krankenhäusern von der Sozialversicherung erstattet. Da für diese Therapie meist nur ein kurzes Zeitfenster besteht, sollte sie sehr schnell erfolgen. Leider kommt es, weil die Krankenhäuser überlaufen sind, oft zu längeren Wartezeiten. Dies kann für die Patientinnen und Patienten zu einem massiven Schaden führen.