Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien: Neue Studie zu Fettleibigkeit ist deutliches Alarmsignal
Adipositas erhöht Risiko für Folgeerkrankungen und ist relevanter Kostenfaktor bei staatlichen Gesundheitsausgaben - Forderung nach Anreizmodellen in Hinblick auf Prävention
Mehr als die Hälfte der EU-Bevölkerung (53 Prozent) ist laut einer Studie übergewichtig. In Österreich haben 18 Prozent der Männer und 15 Prozent der Frauen krankhaftes Übergewicht mit einem Body-Maß-Index (BMI) ab 30. Besonders erschreckend sind die Zahlen bei Kindern und Jugendlichen zwischen fünf und 19 Jahren: 6,7 Prozent der Mädchen und sogar 10,1 Prozent der Jungen in Österreich werden nach den Kinderwachstumsstandards der WHO als fettleibig eingestuft, berichtet eine kürzlich veröffentlichte IHS-Studie.
„Diese Ergebnisse sind ein Alarmsignal, das auf keinen Fall überhört werden darf“, kommentiert Johannes Steinhart, Präsident der Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien. „Es ist höchste Zeit zu handeln. Wir fordern einen deutlichen Ausbau der Aufklärung und Prävention und eine Stärkung der Gesundheitskompetenz bereits im Kindesalter. Ein gesunder Lebensstil und das Vermeiden von sogenannten Zivilisationskrankheiten sollte ein Bildungsziel sein und gehört in die Lehrpläne der Schulen. Fundiertes Wissen zum Thema Gesundheit und Prävention lindert Leid und steigert nachweislich die gesunden Lebensjahre.“
Naghme Kamaleyan-Schmied, Vizepräsidentin der Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien: „Fettleibigkeit erhöht das Risiko für Folgekrankheiten wie Typ-2-Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen signifikant und verkürzt die Lebenserwartung. Es gilt, massiv in die Vorsorge zu investieren. Wir brauchen effiziente Ernährungs- und Bewegungsprogramme und müssen auch Prädiabetiker entsprechend begleiten, damit sie erst gar nicht Diabetes entwickeln.“ Kamaleyan-Schmied fordert, neue Wege in der Prävention zu gehen und spricht sich für ein Anreizmodell aus, wie etwa den „Gesundheitshunderter“ der SVS. Versicherte erhalten einen 100 Euro-Bonus, wenn sie zur Vorsorgeuntersuchung gehen oder an gesundheitsfördernden Programmen teilnehmen. „Ein finanzieller Anreiz trägt wesentlich zur Motivation bei und steigert die Zahl der Vorsorgeuntersuchungen“, sagt Kamaleyan-Schmied und fordert auch von der ÖGK einen Gesundheitsbonus.
Auch im sogenannten „Nudging“ sieht die Vizepräsidentin eine gute Möglichkeit der Prävention. „Nudging“ heißt so viel wie „Anstoßen“ oder „Stupsen“. „Das Prinzip: Man bewegt Personen auf mehr oder weniger subtile Weise dazu, etwas Bestimmtes einmalig oder dauerhaft zu tun oder zu unterlassen. Ziel ist, eine positive Verhaltensänderung zu erwirken“, erklärt Kamaleyan-Schmied.
Die Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien setzt sich zudem für Aufklärung und Förderung der Gesundheitskompetenz von Kindern ein: Mit „Med4School - Die Gesundheitsdrehscheibe“ wurde ein Projekt für Schülerinnen und Schüler der Primarstufe in Wien ins Leben gerufen, das diese wichtigen Themen in den Mittelpunkt stellt. „Wenn wir schon in der Volksschule damit beginnen, Kindern zu zeigen, wie sie ihren Körper gesund halten, etwa mit gezielter Bewegung und ausgewogener Ernährung, lassen sich negative Konsequenzen auf mehreren Ebenen vermeiden“, so Kamaleyan-Schmied über dieses Projekt, das einen Grundstein für ein gesundes Leben legen soll. Zudem wolle man den Jüngsten mithilfe der „Gesundheitsdrehscheibe“ zeigen, „wohin sie sich im Gesundheitssystem mit allen Fragen rund um ihren Körper wenden können“.
Kamaleyan-Schmied abschließend: „Gesundheitsbildung bei Kindern ist mir persönlich ein großes Anliegen. Das Projekt Med4School sollte bundesweit etabliert werden, dafür werde ich mich weiterhin einsetzen. Es geht um die Zukunft unserer Kinder, damit diese möglichst viele gesunde Lebensjahre vor sich haben - dafür muss bereits in der Schule Gesundheit zum Thema gemacht werden.“
Informationen zum Projekt „Med4School - Die Gesundheitsdrehscheibe“ gibt es auf der Website www.med4school.at.
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