Presseaussendungen

Fast 13.000 Fälle: Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien fordert Maßnahmenpaket gegen Keuchhusten

Ärztekammer für Wien Logo

Fast 13.000 Fälle: Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien fordert Maßnahmenpaket gegen Keuchhusten

Keuchhusten ist auf dem Vormarsch und die Fallzahlen sind besorgniserregend. Seit Jahresbeginn wurden laut AGES österreichweit bereits 12.789 bestätigte Keuchhustenfälle (Stand 10.10.2024) gemeldet. Im Vergleich gab es im gesamten Jahr 2023 nur rund 2.800. Grund dafür sind die enormen Impflücken: „Keuchhusten kann für Säuglinge lebensbedrohlich sein und muss ernst genommen werden. Wir Ärztinnen und Ärzte fordern von der Politik ein wirkungsvolles Maßnahmenpaket, um die Situation in den Griff zu bekommen. Erstens muss die Auffrischung der Vierfach-Impfung gegen Tetanus, Diphtherie, Kinderlähmung und Keuchhusten für Erwachsene endlich kostenlos angeboten werden. Zweitens braucht es für Patientinnen und Patienten einen kostenlosen Zugang zur Diagnostik, da der Testabstrich in Wien weiterhin keine Kassenleistung ist. Drittens fordern wir vom Gesundheitsministerium eine schnellere und lückenlose Information an uns Ärztinnen und Ärzte und eine gezielte Kampagne, die mehr Bewusstsein für die Impfung schafft. Denn nur eine hohe Impfquote kann diese Entwicklung eindämmen“, sagt Johannes Steinhart, Präsident der Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien und der Österreichischen Ärztekammer.

Naghme Kamaleyan-Schmied, Vizepräsidentin und Kurienobfrau der niedergelassenen Kurie der Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien, sieht im Anstieg der Keuchhustenfälle eine besorgniserregende Entwicklung: „Die angespannte Situation ist in unserer täglichen Arbeit in den Praxen deutlich spürbar. Keuchhusten ist vor allem für unsere Kleinsten höchstgefährlich, kann aber auch bei Erwachsenen schwere Symptome wie krampfartige Hustenanfälle, die bis zum Erbrechen führen können, verursachen.“ Kamaleyan-Schmied kritisiert, dass Patientinnen und Patienten in Wien weiterhin selbst die Kosten für den Testabstrich tragen müssen, während die Testung in Salzburg kostenlos ist: „Das ist untragbar. Sind Menschen in Wien weniger wert?“ Die Vizepräsidentin nimmt die Verantwortlichen in die Pflicht: „Für Patientinnen und Patienten in Wien müssen Testungen ebenso wie in Salzburg endlich kostenlos werden. Zudem muss auch sichergestellt werden, dass alle Labors diese Testungen auch tatsächlich als Kassenleistung anbieten können, was die Auswertung massiv beschleunigen würde. Nur so kann auch rasch mit der Behandlung begonnen werden.“ 

Die Allgemeinmedizinerin warnt: „Die Erkältungswelle im Herbst wird uns in den Ordinationen wieder massiv fordern, da Krankheitsbilder wie Influenza, Mykoplasmen, Keuchhusten oder Corona oft sehr ähnliche Symptome aufweisen. Deshalb sollten Tests bei Symptomen endlich als Kassenleistung übernommen werden - für alle und nicht nur für Risikopatientinnen und -patienten.“

Rudolf Schmitzberger, Leiter des Impfreferates der Österreichischen Ärztekammer: „Aufgrund des großen Anstieges der Keuchhustenfälle in Österreich hat das Gesundheitsministerium nun die Impfempfehlung adaptiert. Dieses empfiehlt unter anderem eine Vorverlegung der ersten Auffrischungsimpfung für Kinder auf das 6. Lebensjahr und die Verkürzung des Auffrischungsintervalls von zehn auf fünf Jahre. Die Anpassung der Impfempfehlung ist absolut begrüßenswert, wurde aber leider sehr kurzfristig kommuniziert.“ Er fordert einen niederschwelligen Zugang zu den Impfungen: „Grundsätzlich sollten alle Impfungen, die vom Nationalen Impfgremium (NIG) empfohlen werden, auch kostenlos sein“, so der Leiter des Impfreferates der Österreichischen Ärztekammer.