Coronavirus: Patienten halten sich an Empfehlungen der Ärztekammer
Umfrage unter niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten in Wien – 89 Prozent verzeichnen teils deutlich geringeres Patientenaufkommen
Der Aufruf der Wiener Ärztekammer an Patientinnen und Patienten, Arztordinationen nur in dringlichen Fällen aufzusuchen und stattdessen verstärkt auf telemedizinische Konsultationen zurückzugreifen, scheint bei der Bevölkerung auf große Akzeptanz zu stoßen. 89 Prozent der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte mit Kassenvertrag haben in den letzten beiden Wochen weniger Patientenaufkommen verzeichnet. Das ergab eine aktuell durchgeführte telefonische Befragung des Instituts Peter Hajek Public Opinion Strategies.
Von den 89 Prozent gaben 67 Prozent an, sogar mehr als 50 Prozent weniger Patientenaufkommen bemerkt zu haben, 20 Prozent sahen ein um 25 bis 50 Prozent geringeres Patientenaufkommen. Dementsprechend wird freilich auch die finanzielle Situation eingeschätzt: 42 Prozent rechnen mit Umsatzeinbußen um mehr als 50 Prozent, in etwa jeder vierte (23 Prozent) mit bis zu 50 Prozent und jeder fünfte (18 Prozent) mit bis zu 25 Prozent. Für 17 Prozent der befragten Ärztinnen und Ärzte sind die Umsatzeinbußen noch nicht abschätzbar. Tendenziell sind Umsatzeinbußen bei den Fachärzten größer als bei den Allgemeinmedizinern.
Die Telemedizin ist in den Wiener Ordinationen angekommen: Satte 97 Prozent der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte betreuen nun mehr Patientinnen und Patienten via E-Mail und Telefon. Die Patienten bewerten das durchwegs positiv: 62 Prozent der befragten Ärztinnen und Ärzte haben demnach eine „sehr positive Reaktion“ seitens der Patientinnen und Patienten bemerkt, 32 Prozent eine „eher positive Reaktion“, lediglich 1 Prozent reagierten „weniger positiv“.
Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres begrüßt diese offensichtliche Akzeptanz von Telemedizin in den Ordinationen. Sie sei ein wesentliches Instrument, um Infektionen in den Arztpraxen zu vermeiden. Auch sollten Ordinationsbesuche ausschließlich nach vorangegangener telefonischer Terminvereinbarung stattfinden. „Nur so kann es uns gelingen, das Coronavirus von den Ordinationen fernzuhalten“, so Szekeres.
Schutzausrüstung dringend benötigt
Abgefragt wurde auch die Dringlichkeit von Unterstützungen für die Ordinationen. Wenig verwunderlich: 72 Prozent der befragten Ärztinnen und Ärzte sorgen sich um fehlende (allgemeine) Schutzausrüstung, 55 Prozent um fehlende Schutzmasken, 23 Prozent um fehlendes Desinfektionsmittel und 20 Prozent um fehlende Handschuhe. Finanzielle Unterstützung sehen 10 Prozent der Ärztinnen und Ärzte als dringlich an.
Für den Obmann der niedergelassenen Ärzte und Vizepräsidenten der Ärztekammer für Wien, Johannes Steinhart, ergibt sich damit ein klarer Handlungsauftrag: „Wir müssen alles unternehmen, um dem dramatischen Mangel an Schutzausrüstung in den nächsten Wochen und Monaten wirksam entgegenzutreten. Hier erwarten wir uns, dass Bund, Länder und Sozialversicherung die Zurverfügungstellung von Schutzausrüstung sicherstellen. Und wir müssen darauf achten, dass auch Arztordinationen, so wie alle anderen Betriebe auch, unter den finanziellen Schutzschirm der Regierung gestellt werden.“
Den recht niedrigen Wert von 10 Prozent, der sich um die Wirtschaftlichkeit der Ordination Sorgen macht, erklärt Steinhart so:
„Durch die quartalsweise Abrechnung mit den Krankenkassen spüren die Kolleginnen und Kollegen die finanziellen Einbußen noch nicht.“ Das aber werde sich spätestens mit den Honorarauszahlungen nach dem zweiten Quartal ändern. „Da wird sich zeigen, in welcher Form vor allem Ordinationen mit hohem technischen Equipment und damit meist hohen Vorinvestitionen die Krise finanziell verkraften werden.“ (hpp)
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