Nach Fiasko um RSV-Immunisierung: Ärztekammer Wien fordert Automatismus für kostenlose Impfungen nach deutschem Vorbild

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Nach Fiasko um RSV-Immunisierung: Ärztekammer Wien fordert Automatismus für kostenlose Impfungen nach deutschem Vorbild

In Deutschland entscheidet die Ständige Impfkommission des Robert Koch-Instituts (STIKO), die sich aus renommierten Expertinnen und Experten zusammensetzt, welche Impfungen empfohlen und in die Schutzimpfungs-Richtlinie aufgenommen werden. Die Krankenkassen sind dann für die Impfungen zuständig und müssen diese übernehmen. Die Ärztekammer für Wien fordert diesen Automatismus auch für Österreich: „Mit dem Nationalen Impfgremium (NIG) steht uns ein ausgezeichnetes Expertenkomitee, ähnlich der deutschen STIKO, zur Verfügung. Leider sind die Impfempfehlungen dieser Kommission bei uns nicht verbindlich. Nach jeder Empfehlung muss erstens der politische Wille für die Umsetzung gegeben sein und zweitens die Finanzierung immer im Einzelfall verhandelt werden. Das kostet enorm viel Zeit und verzögert die Umsetzung massiv. Wir fordern einen Automatismus wie in Deutschland, der Expertenempfehlungen für Impfungen ernst nimmt und diese kostenlos und rasch der Bevölkerung zur Verfügung stellt. Die kommende Bundesregierung muss den rechtlichen Rahmen dafür schaffen“, sagt Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen und der Wiener Ärztekammer. 

Deutschland habe erst kürzlich bei der RSV-Prophylaxe einen großen Schritt gesetzt, Österreich sei am aktuellen System gescheitert: „Nach der Empfehlung der STIKO bietet unser Nachbarland die prophylaktische Immunisierung mit monoklonalen Antikörpern gegen RSV als Kassenleistung für Säuglinge an. Bei uns ist die Beschaffung dieses wichtigen Medikaments verschlafen worden und nun für die kommende Erkältungssaison nicht mehr lieferbar. Grund dafür war offenbar, dass sich das Gesundheits- und das Finanzministerium nicht über die Finanzierung einigen konnten. Mit einem Automatismus wie in Deutschland, unter fachlicher Expertise des Nationalen Impfgremiums, könnte ein Fiasko wie dieses in der Zukunft verhindert werden“, so Naghme Kamaleyan-Schmied, Vizepräsidentin und Obfrau der Kurie der niedergelassenen Ärzte in der Ärztekammer für Wien.