Presseaussendungen
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Spitalsärzte 2: 300 Spitalsärzte auf Vollzeitbasis fehlen
Zusätzlich mangelt es an organisatorischen Rahmenbedingungen - „Die Patientengefährdung beginnt bereits bei unseren neugeborenen Kindern"
„Aufgrund des Ärztemangels, der bevorstehenden Pensionierungswelle sowie des von der Politik noch immer ungelösten ärztlichen Leistungsverlusts durch die Einführung des Krankenanstalten-Arbeitszeitgesetzes brauchen wir mehr Ärztinnen und Ärzte in den Spitälern", betont Ärztekammer-Vizepräsident Wolfgang Weismüller und nennt dabei auch eine konkrete Zahl: „In Wien benötigen wir – als ersten Schritt – mindestens 300 Spitalsärzte mehr."
Für Weismüller mangelt es aber auch an den organisatorischen Rahmenbedingungen. „Im Wiener Krankenanstaltenverbund fehlt nach wie vor eine dringend notwendige Personalbedarfsberechnung auf 40 Stunden." Würde es diese nämlich geben, wäre auch transparent sichtbar, dass mindestens 300 Spitalsärzte auf Vollzeitbasis im KAV zusätzlich aufgenommen werden müssten, weiß Weismüller.
„Das entspricht in etwa 12.000 Arztstunden in der Woche, die fehlen", erklärt Weismüller und zeigt damit die immense Dimension der Leistung am Patienten auf, die derzeit in Wien abgeht. Beispielsweise musste im SMZ Süd/Kaiser-Franz-Josef-Spital, wo Weismüller selbst arbeitet, aufgrund des Ärztemangels eine ganze Station geschlossen werden, nämlich die Neonatologie. Weismüller: „Die Patientengefährdung beginnt damit bereits bei unseren neugeborenen Kindern".
„Die Pensionierungswelle wird dieses Problem verschärfen", prophezeit Weismüller, wenn er sich die demografische Entwicklung der Ärzteschaft ansieht. „In den nächsten zehn Jahren wird etwa ein Drittel aller Wiener Spitalsärzte und damit ein enormer Anteil medizinischer Leistungsträger in Pension gehen."
Infrastrukturmilliarde für Spitäler
Selbst mit ausreichend vorhandenen Kolleginnen und Kollegen müsste gemäß Weismüller aber noch „eine Erneuerung der Infrastruktur erfolgen, mit der unsere Spitalsärzte arbeiten müssen. Unsere EDV ist veraltet, die Spitäler sind als Ganzes in die Jahre gekommen, und das Krankenhaus Nord allein kann auch nicht alles auffangen", so Weismüller.
„Wir brauchen allein für die Wiener Gemeindespitäler eine Infrastrukturmilliarde", rechnet Weismüller, „damit unsere Ärztinnen und Ärzte auch fachgerecht arbeiten können". Für Weismüller ist es „völlig inakzeptabel", dass neue Software zwar angeschafft werde, diese aber auf teils völlig veralteten Geräten nicht benützt werden könne.
„Es ist ebenfalls eine Schande, dass vier Jahre nach der Einigung mit der Wiener Stadtregierung die darin enthaltenen Zentralen Notaufnahmen weiterhin nicht umgesetzt wurden", zieht Weismüller Bilanz über die Zeit seit der Einführung des KA-AZG: „Ohne die Zentralen Notaufnahmen wird es unmöglich sein, den großen Patientenandrang in Zukunft zu meistern."
„Fortbildungstausender" für jeden Spitalsarzt
„Ausbildung und Fortbildung müssen auch in Wien wieder ernst genommen werden", fordert Weismüller. Ein Zeichen seitens des Arbeitsgebers wäre hier die Unterstützung der Weiterbildung von Ärztinnen und Ärzten. Ein „Fortbildungstausender" pro Spitalsarzt jedes Jahr – so wie es in anderen Bundesländern üblich ist – ist für Weismüller eine geeignete Maßnahme, um den Standort Wien zu attraktivieren und die Qualität der Versorgung zu sichern.
„Zusätzlich brauchen wir eine Verbesserung der Ausbildungsqualität mit einer strukturierten Ausbildung, in der der Dienstgeber zeitliche Ressourcen sowohl für Ausbildner als auch für Auszubildende schafft", erklärt Weismüller. „Wir müssen Strukturen schaffen, in denen der Arzt zu 100 Prozent für die Patienten da sein kann."
Konkret müssten hier gemäß Weismüller vom Dienstgeber garantierte Fortbildungstage für Turnusärzte eingeführt werden, „analog zu jenen, wie sie bereits Fachärzte im Spital haben". Auch eine fortlaufende Anstellung der Ausbildungsärzte für Allgemeinmedizin während der verpflichtenden Lehrpraxis müsse endlich ermöglicht werden.
„Wir rufen die Politik auf, unsere Forderungen ernst zu nehmen", appelliert Weismüller in Richtung Wiener Stadtregierung. „Wir Ärztinnen und Ärzte arbeiten täglich gegen den Tod, es wäre daher sehr ratsam, wenn die Verantwortlichen unsere massiven Bedenken und unsere eindringlichen Alarmrufe diesmal wahrnehmen", so Weismüller abschließend. (ast)