Zwei Jahre nach Mahnwache für Ärztin: Ärztekammer Wien fordert von Politik Gewaltschutzmaßnahmen in der Medizin

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Zwei Jahre nach Mahnwache für Ärztin: Ärztekammer Wien fordert von Politik Gewaltschutzmaßnahmen in der Medizin

Heute vor genau zwei Jahren gingen Tausende Menschen in Wien und in ganz Österreich auf die Straße, um in Mahnwachen der verstorbenen Ärztin Lisa-Maria Kellermayr zu gedenken und setzten damit ein starkes Zeichen gegen Hass. Im Jahr 2024 ist Gewalt im Gesundheitswesen weiterhin ein ernstes Thema. Nach mehreren Vorfällen rund um Drohungen und Hass gegen Ärztinnen und Ärzte, fordern die beiden Vizepräsidentinnen der Ärztekammer für Wien von der Politik, das Thema Gewaltschutz in der Medizin mehr in den Fokus zu rücken.  

Naghme Kamaleyan-Schmied, Kurienobfrau der niedergelassenen Ärzte und erste Vizepräsidentin der Ärztekammer für Wien, warnt: „Gewalt ist in unseren Ordinationen leider immer häufiger ein Thema. Es kommt vermehrt zu verbaler Gewalt und Drohungen, nicht nur in den Sozialen Medien. Leider registrieren wir zunehmend auch Fälle von körperlicher Gewalt – sowohl gegen Ärztinnen und Ärzte als auch gegen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Praxen. Aus Erfahrungsberichten wissen wir, dass die hohe Anzahl an Patientinnen und Patienten sowie die teilweise enormen Wartezeiten im Kassensystem das Konfliktpotenzial steigern. Daher müssen die Wartezeiten durch eine Attraktivierung des Kassensystems dringend verkürzt werden. Zudem fordern wir von der Politik, Maßnahmen zu erarbeiten, die ein gewaltfreies Arbeiten sicherstellen und das Thema Gewaltschutz in der Medizin mehr in den Fokus rücken. Toleranz, Empathie, Vertrauen und die Zuwendungsmedizin machen uns niedergelassene Ärztinnen und Ärzte aus und tragen zur bestmöglichen Versorgung und Genesung der Wienerinnen und Wiener bei. Keine Form der Gewalt darf in unserer Gesellschaft und in unseren Ordinationen einen Platz finden.“  

Die Kurienobfrau der angestellten Ärzte und Vizepräsidentin der Wiener Ärztekammer, Natalja Haninger-Vacariu, sieht einen solchen Bedarf an Maßnahmen auch im Bereich der Spitäler: „Der tragische Fall um die Ärztin Lisa-Maria Kellermayr zeigt ganz klar, welche dramatischen Folgen Drohungen und Hass nach sich ziehen können. Es kann nicht sein, dass Ärztinnen und Ärzte gefährlich bedroht werden, weil sie ihrem Job pflichtbewusst nachgehen, um Patientinnen und Patienten bestmöglich zu betreuen. Seit der Corona-Krise hat sich der ohnehin hohe Druck auf das Gesundheitspersonal im Spital noch einmal deutlich erhöht. Während Ärztinnen und Ärzte aufgrund der hohen Arbeitsverdichtung und Zunahme der nötigen medizinischen Leistungen an den Patientinnen und Patienten bis an die Belastungsgrenze und darüber hinaus gefordert sind, ist das Verständnis der Patientinnen und Patienten in nachvollziehbarer Weise durch lange Wartezeiten bei gleichzeitigem Personalmangel auf eine harte Probe gestellt. Dies erklärt die angespannte Situation, entschuldigt jedoch Angriffe jeglicher Art und Drohungen gegen Arzt und Pflege nicht. Deshalb braucht es in den Wiener Spitälern rasch eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen und vor allem mehr Personal. Das wird sich positiv auf die Patientenversorgung auswirken und zu einem Spannungsabbau führen.“ Es sei allerdings ebenso wichtig, dass die Sicherheit der Ärztinnen und Ärzte, der Pflege und aller anderen Mitarbeitenden im Spital gewährleistet sei, so Haninger-Vacariu weiter. Hier sind die Politik und die Träger gefordert.