Rundschreiben Kurie niedergelassene Ärzte

Finanzausgleichsverhandlungen - Dringende Mitteilung bezüglich der aktuellen politischen Entwicklungen und unseres gemeinsamen Einsatzes

An: Alle Ärzt*innen Wiens

Von: Präsident OMR Dr. Johannes Steinhart



Sehr geehrte Frau Kollegin!

Sehr geehrter Herr Kollege!


Wie Sie aus den Medien erfahren konnten, wurde eine politische Einigung zum Finanzausgleich und zu den Begleitgesetzen erzielt, die Auswirkungen auf die Unabhängigkeit der Ärzteschaft und unserer Standesvertretung, der Ärztekammer, hat.

Die Ärztekammer hat sich intensiv dafür eingesetzt, die größten Angriffe gegen Ärzt*innen abzuwehren.

In zentralen Punkten konnten folgende Erfolge erzielt werden:


Kein Einfrieren der Kassenhonorare mit Ende 2025
Keine Einzelverträge im vertragslosen Zustand (ohne Gesamtvertrag)
Keine Wirkstoffverschreibung
Priorisierung der niedergelassenen Versorgung bei der Planung

Trotz dieser Erfolge stehen wir weiterhin vor Herausforderungen in Bezug auf e-Health, Codierung für alle niedergelassenen Ärzt*innen, die Konzernisierung durch erleichterte Gründung von Ambulatorien sowie Kassenverträge für Spezialleistungen und neue Fachrichtungen ohne Zustimmung der Ärztekammer.

Eine detailliere Aufbereitung der Themen finden Sie hier.

Trotz der erreichten Verbesserungen stehen uns noch schwierige Wochen bevor, um die drohende Konzernisierung der Medizin im parlamentarischen Prozess noch abzuwehren. Warum sind wir gegen die vereinfachte Gründung von Ambulatorien:

  • Ambulatorien werden von (internationalen) Konzernen betrieben. Diese Konzerne wollen Geld in Form von Renditen verdienen. Dieses Geld verdienen sie entweder wenn sie die Ärzt*innen schlecht zahlen oder die Ärzt*innen ihre Patient*innen nach ökonomischen Grundsätzen behandeln müssen; sprich schnell durchschleusen, während der Konzern der Sozialversicherung möglichst viel Geld verrechnet.
  • Durch Vorgaben, wie diese ökonomische Behandlung konkret auszusehen hat, wird die ärztliche Behandlungsfreiheit eingeschränkt. Es zählen standardisierte Prozesse und nicht Ihre Erfahrung und Ihr Wissen als Ärzt*in, dass jede*r Patient*in unterschiedliche Bedürfnisse hat.
  • Die Gewinne landen bei den Aktionär*innen dieser internationalen Gesundheitskonzernen und nicht bei den hart arbeitenden Ärzt*innen, die sich aufopfernd um die Patient*innen kümmern und einen Großteil der Haftung tragen.

Die Ärztekammer hat sich daher entschlossen, auch in den nächsten Tagen verstärkt die Konzernisierung der Medizin, insbesondere in der Metropolregion Wien, zu thematisieren und weiter für die Interessen der Wiener*innen sowie der freien Ärzteschaft zu kämpfen.

Wir werden Sie kontinuierlich über die Entwicklungen informieren und bitten Sie dringend um Ihre Unterstützung in diesem Kampf für die Unabhängigkeit und Qualität der ärztlichen Versorgung!

Mit kollegialen Grüßen

Johannes Steinhart
Präsident


Ärztekammer für Wien
1010 Wien, Weihburggasse 10-12
www.aekwien.at
Tel. 01 51501 0